Oberhaupt der Karma Kagyü-Linie des tibetischen Buddhismus
Die Karma Kagyü-Linie ist eine der vier großen Schulen des Tibetischen Buddhismus. Das Oberhaupt dieser 900-Jahre alten Tradition is der
Gyalwang Karmapa, was soviel bedeutet wie "Der Siegreiche der erleuchteten Aktivität". Kennzeichen der Karmapas ist die schwarze Krone, die die unendliche Weite und unveränderliche Essenz
der Buddhanatur symbolisiert. Der 1. Karmapa, Düsum Khyenpa, lebte im 12. Jhdt. in Tibet. Mit ihm begann die Tradition der erleuchteten Meister (Tulku), die sich bewußt wieder reinkarnieren, um ihre
Aktivität zum Wohle aller Wesen ungebrochen weiter fortsetzen zu können. So reißt die Verbindung zwischen Lehrer und Schüler nach dem Tod nicht einfach ab, über viele Leben hinweg kann der Meister
seine Schüler anleiten und so allmählich zur Befreiung führen. Der jetzige Karmapa Ogyen Trinley Dorje ist bereits die 17. Inkarnation des Karmapa.
Der 17. Karmapa lebt seit seiner dramatischen Flucht aus Tibet im Jahr 2000 vorläufig im Gyuto-Kloster bei Dharamsala, Indien. Durch seine vielfältige Begabung als Gelehrter, Meditationsmeister,
Dichter, Liedermacher, Dramatiker, Umwelt- und Sozialaktivist sowie spiritueller Führer von Weltbedeutung bringt er die Aktivität der Karma Kagyü-Linie ins 21. Jahrhundert.
Kurze Biographie des Karmapa
Der jetzige 17. Karmapa wurde im Jahr 1985 in eine Nomadenfamilie in Ost-Tibet geboren. Seine Geburt war von außergewöhnlichen Zeichen begleitet, so dass seine Familie vermutete, er könne die
Reinkarnation eines Rinpoche, eines erleuchteten Meisters, sein. Deshalb wurde er bereits mit 4 Jahren in ein nahes Kloster zur Erziehung gebracht, verbrachte aber weiterhin viel Zeit mit seiner
Familie.
Im späten Frühjahr des Jahres 1992 wies er seine Familie an, ihr Lager in ein anderes Tal zu verlegen und den Besuch reisender Mönche zu erwarten. Tatsächlich tauchte bald eine Gruppe von Karma
Kagyü-Lamas auf, die anhand eines Vorhersage-Briefes, der vom vorhergehenden 16. Karmapa geschrieben wurde, nach seiner Wiedergeburt suchten. Der Brief enthielt genaue Angaben zum Geburtsjahr, dem
Geburtsort und den Namen der Eltern, die seine Identifizierung ermöglichte.
Auch S.H. der 14. Dalai Lama bestätigte kurze Zeit später die Identifizierung. Im Juni 1992 wurde er zum Kloster Tsurphu gebracht, dem Stammkloster der Karmapas in Tibet, und 2 Monate später als 17.
Karmapa Ogyen Drodul Trinley Dorje im Beisein tausender Tibeter und westlicher Besucher inthronisiert.
In Tsurphu begann er sogleich mit den Studien von buddhistischer Geisteswissenschaft, Ritual und heiliger Kunst. Zudem gab er täglich Audienzen für hunderte von Besuchern. Schon kurze Zeit später gab
er die ersten Einweihungen und nahm an verschiedenen Ritualen des Klosters teil. Im Alter von 10 Jahren begann er selber, die Reinkarnationen verschiedener Kagyü-Lamas zu identifizieren.
Da viele Lehrer der Kagyü-Tradition im Exil in Indien lebten, die chinesische Verwaltung aber keine Auslandsaufenthalte erlaubte, war es ihm nicht möglich die Einweihungen und Übertragungen zu
erhalten, die für die Erfüllung seiner Aufgaben notwendig sind. Deshalb entschloss er sich mit 14 Jahren, nach Indien zu fliehen. Am 5. Januar 2000, nach 9 Tagen auf der Flucht, erreichte er
Dharamsala und wurde von S.H. dem Dalai Lama begrüßt.
In Indien setzte er seine traditionellen Studien fort, begann aber gleichzeitig mit dem Studium moderner Wissenschaft und der englischen Sprache. Seit seiner Ankunft in Indien hält er sich im Kloster
Gyuto in Dharamsala auf, wo er jedes Jahr tausende Besucher aus aller Welt empfängt. Im Jahre 2008 begann er seine lange erwarteten Reisen in den Westen, um die Dharma-Aktivitäten des 16. Karmapa
fortzusetzen.